Rückblende in den Sommer des Jahres 2013. Die Eiskönigin erobert gerade deutsche Kinos und im Radio wird „Get lucky“ rauf und runter gespielt. Zeitgleich verzweifelt eine Siebtklässlerin an einer selbstgestellten Aufgabe. Das war der Moment, an dem alles begann.
Ein bisschen weniger episch ist es wohl in Wirklichkeit abgelaufen. Ab der Siebten muss bei an unserer Schule nämlich eine Präsentationsprüfung erbracht werden und schlau wie ich war beschloss ich diese schriftlich abzulegen und zwar in Deutsch.
Zuvor war ich an zig glorreichen und vielversprechenden Romanideen gescheitert, die alle maximal zwanzig Seiten umfassten. Meine fertig gestellten Werke beschränkten sich auf ein mittelmäßiges Bilderbuch. Aber das hier würde alles ändern. Denn ich hatte die Erlaubnis einen Romananfang abzugeben und benoten zu lassen.
Nur hatte ich zu dem Zeitpunkt, als ich begann kaum ein paar Monate Zeit. Hinzu kam das ich völlig ideenlos war. Ich versuchte mehrere Dinge und landete schließlich bei einer Geschichte. Darin ging es um zwei Schwestern, die sich ihre Erlebnisse in Gutenachtgeschichten erzählen. Irgendwann gerieten sie dann in das Visier eines Psychopathen. Das war’s. Mit dieser glorreichen Idee startete ich das erste Buch, dass ich jemals wirklich beenden würde.
Wahrscheinlich wäre ich nie zum Schreiben gekommen, wenn ich zu dem Zeitpunkt nicht so eine wundervolle Deutschlehrerin gehabt hätte (Frau D. wenn sie das lesen, sie sind wundervoll!). Denn die erzählte meinem 12-jährigen Ich, dass sie lange nichts mehr so gutes gelesen hatte. Klar, sie hat mir das Blaue vom Himmel heruntergelogen, aber sie ließ mich versprechen, niemals mit dem Schreiben aufzuhören, bevor sie die Schule verließ.
Und obwohl die heutige Version von „Blutmärchen“ ehemals „das Leben ist eine Gutenachtgeschichte“ überhaupt nichts mehr mit dem zu tun hat, was ich damals auf dem Laptop meiner Mutter abtippte, legte es den Grundstein.
Das entsprechende Haus dazu wurde wiederum nur dank einer weiteren wundervollen Person gebaut: Meiner Schreibschwester Jana. Sie hatte schon damals mehr Durchhaltevermögen als ich und war mit ihrem ersten Manuskript, von dem sie auch noch erzählen wird, bereits wesentlich weiter. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. So begann eine Art Wettkampf darum, wer sein Buch zuerst fertig schreiben könne.
Aus der Zeit von damals existiert übrigens immer noch ein „Vertrag“. Er verpflichtet Jana und mich, die jeweils andere in der Danksagung ihres Buches zu erwähnen, dieses bis zu einem bestimmten (bereits überschrittenen) Datum veröffentlicht zu haben und unserer „Notarin“ je fünf Euro zu zahlen, sollten wir es schaffen.
Letztendlich dauerte es danach noch ungefähr zwei Jahre voller Pausen, bis ein Erstentwurf stand. Aber er stand irgendwann und ich wurde süchtig nach dem Gefühl Bücher zu beenden. Selbst wenn ich gewollt hätte, könnte ich inzwischen wohl nicht mehr mit dem Schreiben aufhören. Und dass nicht nur, weil ich es meiner ehemaligen Deutschlehrerin und meiner Schreibschwester versprechen musste.
In zwei Wochen wird euch Jana erzählen, wie sie zum Schreiben gekommen ist. Bis dahin sind wir gespannt zu hören, wie ihr mit dem Schreiben begonnen habt und was euch daran gehindert hat, aufzugeben!
Und denkt dran: Jeder Schreibtag ist ein guter Tag, also schreibt!
Eure Linnea
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